Was ist eigentlich dieses „agil“? – Und was hat das ganze mit mir zu tun?

Der Begriff Agilität hat längst die Grenzen der Software-Entwicklung überschritten. Mag man jetzt das ganze als Buzz-Word abtun oder nicht………wollen wir zukunftsfähig sein und bleiben kommen wir nicht darum herum, uns mit diesen Begrifflichkeiten zu befassen.

Hinter diesem Begriff stehen aber ja nicht nur Methoden und Tools. Diese sind oft nur das Vehikel für Werte, Haltungen, Einstellugen. Und wenn man sich jetzt einmal genau anschaut, welche Werte, Haltungen und Einstellungen mit dem Begriff Agilität verknüpft sind, stellen wir fest, dass wir schon oft „agil“ waren, ohne dass wir uns das wirklich bewußt gemacht haben.

Wer sich noch nicht so intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat wird sich jetzt fragen, wovon ich eigentlich rede.

Daher hier ein kleiner Ausflug in die agilen Begrifflichkeiten:

Grundlage ist das sogenannte Agile Manifest. Im Orignal kann es hier nachgelesen werden:

http://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html

Die Grundwerte sind dort wie folgt beschrieben:

Menschen und deren Zusammenarbeit sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.

Ein funktionierendes Produkt ist wichtiger als umfassende Dokumentation.

Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.

Die Reaktion auf Veränderungen ist wichtiger als das Befolgen eines Plans.

 

Im Agilen Manifest wird aber auch noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen: „Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.“

Was heißt das jetzt im Konkreten?

Schauen wir uns die Punkte einmal im Detail an:

Menschen und deren Zusammenarbeit sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.
An sich ist dieser Satz eine Selbstverständlichkeit. In der Realität sieht das aber ganz anders aus.
Sie werden sicherlich auch diese langen emails kennen, die aus „Antwort an alle“ in x-facher Form ins Unendliche anwachsen und man lange scrollen muss, bis man auf die ursprünglich erste Mail stößt. Wäre ein persönliches Gespräch hier nicht oft viel effektiver? Im agilen Umfeld sollen hierfür einfache Strukturen genutzt werden. Dazu gehören kurze Kommunikationswege und Selbstverantwortung.

Ein funktionierendes Produkt ist wichtiger als umfassende Dokumentation.
Ein schönes Beispiel für diese Grundaussage ist das typische Office-Produkt wie Excel oder Word. Die Programme sind in ihrer Funktionalität mittlerweile so komplex, dass man gar nicht alles nutzen kann.  Schaut man sich jetzt aber einmal die Dokumentationen über diese Funktionalitäten an, wird man unendlich viele Dokumente und Handbücher darüber vorfinden. Wie viel Prozent der Funktionen nutzt man aber wirklich? Vielleicht 15 %. Und wieviel davon haben Sie in Dokumentationen nachgelesen? Und wieviel Funktionen nutzen Sie, weil Sie jemanden gefragt haben oder es ausprobiert haben? Sicherlich deutlich mehr.

Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.
In der Regel wird mit umfangreichen Vertragsdokumenten gearbeitet, in denen verbindlich beschrieben wird, was dem Kunden geliefert werden soll. Je komplexer das Projekt, desto umfangreicher und verzwickter können diese Beschreibungen werden. Am Ende wird oft nur darüber diskutiert, wie welche Stelle im Vertrag gemeint gewesen ist.
Im agilen Kontext steht die Zufriedenheit des Kunden im Mittelpunkt. Ein Kernelement hierfür ist z.B. das systemische Zwischenfeedback im Scrum-Prozess, in dem die Rückmeldung vom Kunden im Projektablauf berücksichtigt wird.

Die Reaktion auf Veränderungen ist wichtiger als das Befolgen eines Plans.
Im agilen Manifest gibt es ein Zitat, welches das Dilemma im klassischen Projektmanagement deutlich macht: „Je mehr du einen Plan verfolgst, desto mehr bekommst du das, was du planst, statt dem, was du brauchst.“
Im klassischen Projektmanagement wird das ganze Projekt am Anfang geplant. Häufig wird aber erst im Verlauf des Projekts mehr und mehr das Verständnis dafür entwickelt, was eigentlich am Ende heraus kommen müsste. Die Anforderungen an das Produkt ändern sich aber meist erst während des Projekts.
Im agilen Projektmanagement sind Veränderungen ein fester Bestandteil des Projekts. Ziel ist es, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und sie als Chance zur Verbesserung des Produktes zu verstehen. Genau genommen sagt man zu jeder Veränderung „herzlich Willkommen“, da sie einem die Chance gibt, noch besser zu werden.

Wenn Sie sich das hier geschriebene noch einmal in Ruhe vor Ihr inneres Auge führen und mit dem abgleichen, was in Ihrem Alltagsgeschäft Gang und Gebe ist werden Sie sicherlich feststellen, dass Sie agiler sind als Sie vor diesem Artikel dachten.

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